Montag, 24. März 2014

Am Mater Dei kommt keiner vorbei



Und das gilt nicht nur für die Versehrten, sondern für nahezu Jeden auf Malta. Denn das 5-Sterne-Krankenhaus (wie es unser Vermieter nennt) liegt direkt an einer Schnellstrasse, ist Anlaufpunkt von fast jeder Buslinie und eben das staatliche Krankenhaus auf der Hauptinsel Malta.

Nach dem ersten Krankenhaus aus dem Jahr 1372 und einigen späteren, gibt es seit fast fünf Jahren nun diesen kolossalen Blickfang, dicht an der Stadt Msida, direkt neben der Universität, ausgestattet mit allen Schikanen, vom Hubschrauberlandeplatz bis hin zum WLAN.
Und inzwischen wird sogar erweitert. Laut Zeitungsberichten werden in einigen Bereichen die Betten knapp, weil man auch hier den Bedarf der alternden Bevölkerung unterschätzt hat. Außerdem wird gerade ein onkologisches Zentrum auf dem Gelände errichtet.

Der Logik des maltesischen Gesundheitssystems nach, qualifiziert man sich für einen Aufenthalt durch die Anreise mit einem Rettungswagen oder durch Überweisung an einen der Fachärzte, die hier arbeiten, wenn sie nicht gerade ihre eigene Praxis betreiben oder in einem weiteren Krankenhaus oder Apotheke zu Gast sind.

In jeder besseren Stadt gibt es ein medizinisches Zentrum bzw eine Polyklinik, die staatlich betrieben werden. Die Versorgung ist kostenlos, qualifiziert und zu unserer Überraschung (nach eigener Erfahrung) scheinbar rund um die Uhr besetzt. Ein Allgemein-Arzt kümmert sich um die anstehenden Fälle und schreibt Rezepte oder bei Bedarf eine Überweisung zum Facharzt. Die Überweisung bringt man ins Krankenhaus oder zum Spezialisten, der auch in einer anderen Polyklinik niedergelassen sein kann. Ein paar Tage später erhält man per Post einen Termin beim Facharzt. Diese Termine werden nach Dringlichkeit vergeben und so hatten wir diese mal bereits wenige Tage oder mehrere Monate später.

Die medizinische Versorgung soll ein sehr hohes Niveau haben, sagen zumindest die vermögenden Scheichs, die deswegen herkommen und auch die WHO, auf deren Rangfolge Malta schon vor Jahren, weit vor Deutschland, auf Platz 5 zu finden war. Nicht immer sind dabei die Untersuchungsmethoden die gleichen wie in Deutschland, was uns insbesondere bei den Schwangerschaftsuntersuchungen ziemlich irritiert hat. Auf der anderen Seite, wird hier vermutlich nicht nach Fallpauschalen und Renditepatienten optimiert, wie es Sonia Mikich in "enteignet" berichtet. 

So gut die Versorgung auch ist und sein mag, auch hier können die Unwägbarkeiten des Alltag dem im Wege stehen. Vor allem beim Blick in ein vormittägliches Wartezimmer, fragt man sich ob die namensgebende Mutter Gottes religiösen Ursprungs ist oder doch etwas mit dem spontanen Ausruf zu tun hat, beim Anblick der versammelten Menschenmassen. Seit einigen positiven Erlebnissen bevorzugen wir die Termine ab der Mittagszeit, bei denen man länger im Behandlungs- als im Wartezimmer verweilt.

Und es gibt auch hier eine private Alternative, denn alle anderen Ärzte betätigen sich frei. Das heißt, sie haben ihre eigene Praxis oder regelmäßige Sprechstunden in diversen Apotheken, die dafür extra ein Behandlungszimmer eingerichtet haben. In letzter Konsequenz gibt es daher auch private Kliniken, von denen mir das St. James Hospital aufgefallen ist. Es wirkt eher wie ein Hotel, mit ein paar Lounge-Sesseln, einer Rezeption im kuschligen Ambiente mit sehr aufmerksamen und fast schon servilen Personal. Besonders die Offenheit bei der Gestaltung des Logos ist bemerkenswert, ein stilisiertes rotes Kreuz, bestehend aus vier offen gehaltenen Händen, ein vierfaches "Gib!".
Das ist mal ne klare Ansage, denn jede Behandlung muss selbstverständlich privat bezahlt werden, wenn man nicht von einer entsprechenden Zusatzversicherung profitieren kann.
Trotz allem kann das sinnvoll sein und besteht schon seit Jahren erfolgreich neben dem staatlichen System. Bestimmte Untersuchungen gibt es auch nur privat, was in Deutschland nicht anders ist (Igel-Leistungen), doch während wir in Deutschland für eine Schwangerschaftsuntersuchung, wie die Nackentransparenzmessung über 200 Euro zahlten, waren für die gleiche Leistung hier weniger als 100 Euro fällig.
Das lockt nicht nur Scheichs an.

Samstag, 22. März 2014

Er gehört zu mir ...


... ebenso lange, mein Name an der Stoßstange prange, sang einst Marianne Rosenberg ihren unvergessenen Schlager. In Malta hörte man da genauer hin.

Mir stellt sich die Frage, ob man sich mit so einem Kennzeichen, die Kontrolle der Fahrzeugpapiere erspart oder das Auto auf überfüllten Parkplätzen schneller gefunden wird. Vielleicht wünscht sich die Fahrerin aber auch nur unkomplizierte Flirts im Stau, von denen es häufiger mal welche gibt (also Staus!).

Ein Hingucker ist es allemal und wenn der Zündschlüssel gedreht wird, raunen sich Eingeweihte rund um Valletta zu: Sie will Spaß, sie will Spaß, Svetlana gibt Gas, gibt Gas.

Mittwoch, 19. März 2014

Völlerei und Böllerei


Wenn mitten in der Woche die Straßen so leer wie am Sonntag sind, fragt man sich unweigerlich, was denn los ist. In Malta hilft da auch immer ein Blick in den Kalender sämtlicher Feiertage des Jahres.
Und richtig, seitdem die Saison der feasts begonnen hat, gibt es ab jetzt immer irgendwas und irgendwo auf der Insel zu feiern.

Seit dem 9. März wurde bis heute in Mdina (der alten Hauptstadt Maltas) das St. Josephs feast - das Fest zu Ehren des heiligen Josefs - begangen: 10 Tage Party für alle Generationen. Rund um die Kirche hat man die kleinen Gassen aufgehübscht und bis zum letzten Tag steht man häufiger mal knöcheltief im Konfetti. Neben den Einheimischen sind vor allem auch viele Touristen dabei und sorgen für volle Busse, volle Kassen und volle Dixi-Klo's. Immer wieder zieht eine Blaskapelle um die Häuser. Kneipen und Kirchen haben Hochsaison und zwischendurch erhascht man kurze Einblicke in die Wohnungen und das Leben der Anwohner.
Festlich wie Weihnachten und voll wie die Loveparade (zu ihren besseren Zeiten)!

Zum Abschluss der einzelnen Tage und des ganzen Festes darf das obligatorische Feuerwerk nicht fehlen. Um das zu erleben (sehen, nicht nur hören) ist natürlich auch das timing wichtig. Wenn man sich im falschen Augenblick vorm Eingang der gefragtesten Kirche befindet, just in dem Augenblick wenn die Figur des Erlösers herausgetragen wird, gibt es viel Applaus, doch kein Vorwärtskommen mehr. Das kann dauern und an Flucht ist nicht zu denken.
Beim nächsten Mal also unbedingt Schnittchen mitnehmen.

Montag, 17. März 2014

Zug um Zug Umzug im Aufzug



Seit kurzem haben wir eine neue Wohnung.

Leider nicht unsere Wunschvariante, ein sogenanntes Duplexhaus, wie es hier buchstäblich reihenweise aufgestellt ist - meist mit zwei Etagen und einer Dachterrasse. Durchschreitet man die typische Doppel-Haustür (zuerst massiv und blickdicht eine Holztür, dahinter schick und verglast) steht man sofort im Wohnzimmer, was unmittelbaren Anschluss an die Küche hat, meist noch eine Toilette und am Ende des Wohnschlauchs dann eventuell noch einen Minigarten. Die obere Etage ist den Schlafzimmern, mit den markanten Balkonkästen, vorbehalten.

Diesen Balkon haben wir jetzt auch, quasi unser Podest zur Straße hin, wetterfest weil gemauert und mit echten Fenstern die oben angeschlagen sind und daher nach unten geöffnet werden - vielleicht weil Insekten nur von oben kommen?
Die schmale Fassade mit der tief hineingezogenen Wohnung bleibt uns aber auch in dem Mehrfamilienhaus erhalten. In Zusammenhang mit dem Wartungsschacht hinter der Toilette ergibt sich so eine beständige leichte Brise (Das Prinzip Schornstein in der maltesischen Architektur), die vor allem den Sommer erträglicher machen soll. Außerdem haben wir jetzt noch ein Gästezimmer, das über eine Wendeltreppe erreicht wird und ein weiteres, als Arbeitszimmer zu benutzendes Räumchen.

An die alte Wohnung hatten wir uns mittlerweile gewöhnt, doch unser Vermieter hatte diese bereits anderweitig und langfristig vermietet. Zum Ausgleich hat er uns eben diese - im gleichen Haus - angeboten. An nur einem guten halben Tag, hatten wir den bisher einfachsten Umzug. Alles in den Fahrstuhl schieben, Knöpfchen drücken, in der anderen Etage alles in die neue Wohnung schieben.

Donnerstag, 13. März 2014

Anders ankommen


Nach einigen Tagen Urlaub auf anderen - sehr schönen - Inseln (im Ärmelkanal) holt uns der Alltag im Mittelmeer zurück und ein. In vielerlei Hinsicht ist es anders als zuvor und das bezieht sich nicht nur darauf, dass wir diesmal nicht gemeinsam, sondern aus logistischen Gründen einzeln fliegen.

Auf der Suche nach der günstigsten Verbindung gab es erstmalig ein bisher unbekanntes Routing. Ausgepriesen als Meridiana-Verbindung ging es dann doch mit AirBerlin aus der namensgebenden Stadt in Deutschland nach Sizilien, genauer gesagt nach Catania. Vorweg: die Verpflegung (Getränk und eine Scheibe Brot mit Belag) war dürftig.

Sizilien, den Fußball des italienischen Stiefels, erlebt man im Anflug auf Malta normalerweise nur aus größerer Höhe. Jedoch ist es ein eindrucksvoller Anblick, wenn auf Wolkenniveau, in kurzer Entfernung der Gipfel des Ätna erscheint. Beste Sicht hat man hier von einem Sitzplatz auf der linken Seite (also die A Plätze). Ehrfürchtig drehte der Pilot eine respektvolle Runde um den Vulkan bevor die Maschine auf dem Rollfeld von Catania aufsetzte.

Der Flughafen ist leider unspektakulär und reichte gerade, um den Zwischenaufenthalt mit einer echten italienischen Pizza und sizilianischen Cannoli (identisch mit denen auf Malta) zu füllen.

Der Weiterflug mit AirMalta gehört dann wohl zu den kürzeren bei knapp 200 km. Bisher waren unsere Anflüge immer östlich an Malta vorbei, um dann, nach einem großen Bogen von Süden auf Luqa zu. Bei schönem Wetter hatte man so immer - von den Plätzen rechts (meist F) einen schönen Blick auf Valletta und die Touristenzentren.
Die Route von Catania ist offenbar die gleiche, wie die der meisten Abflüge von Malta - westlich. Sieht man die eindrucksvollen Klippen von Dingli sonst nur beim Verlassen der Insel, so hat man dieses Erlebnis nun schon vor der Landung.
Wieder einmal fällt auf, dass Malta gerade jetzt, sehr viel grüner ist als es den Anschein hat, wenn man nur die sandgrauen Gebäude vor sich stehen hat.

Apropos Landung: nach gut einem halben Jahr auf Malta war da diesmal der Hauch eines Gefühls von - nach Hause kommen.