Mittwoch, 28. Mai 2014

Ein zweites Fazit



Es wird mir vermutlich auf ewig unverständlich bleiben, wieso solch ein kleines Land mit so vielen Menschen und so schlechten Straßen, so viele Autos braucht. Das hat eher etwas mit einer überfrachteten Spielzeugrennbahn zu tun als mit individueller Mobilität. "Illalu" wie der Malteser sagt.

Malta ist nicht perfekt und es gibt Defizite jenseits der Straßenqualität über die man sich ganz vergnüglich aufregen kann. Wenn man es denn will.
Man kann sich hier aber sehr gut einfach nur zurück lehnen um den Aufenthalt auf dieser liebenswerten Insel zu genießen.
Die drei bekanntesten Gründe, die gern zitiert, Malta zum bevorzugten Auswanderungsziel machen sollten, waren schon immer das Wetter, die Steuern und die englische Sprache. Doch es gibt so viel mehr, was dafür spricht hier über einen Urlaub hinaus - einfach nur - zu sein.

Es war im letzten Jahr als unsere Kleinfamilie sich dazu entschied, Deutschland und allem was uns dort genervt hat, den Rücken zu kehren, um unser Glück in der Fremde zu suchen. Malta erschien uns dafür sehr gut geeignet und es fand sich sogar ein Job, von dem man leben konnte.
Unser Motto lautete von nun an:

Orangenhain statt Friedrichshain und Leuchtturm statt Fernsehturm!
 
Diese große schwarze Kiste mit der Aufschrift "Auswanderung", die bis dato vor uns hergeschoben wurde, sollte  endlich geöffnet und deren Inhalt in Augenschein genommen werden. Mittlerweile haben wir diese Kiste ordentlich durchwühlt, ein paar Sachen rausgenommen und einiges wieder zurück gelegt. Doch wir wissen nun ziemlich genau, was sich darin befindet.

Nach einer halben Ewigkeit vor Ort ziehen wir jetzt Bilanz, vor allem deshalb weil dieses Kapitel bis auf weiteres beendet wird. Unsere Kleinfamilie entwickelt sich gerade - quantitativ - zur Durchschnittsfamilie und diverse Umstände bringen es nun mit sich, dieser Expansion in Sachen Nachkommen in Deutschland nachzukommen.  

Nach vielen Jahren zwischen all den Dichtern und Denkern, war es toll etwas anderes kennenzulernen und stattdessen bei Fischern und Finanziers zu leben. Ein Land, kaum größer als der Berliner S-Bahn Ring klingt erst mal nach kultivierter Ödnis. Ruhe kann ganz schön sein (und ist es auch), wenn man morgens aufwacht, durch die leicht geöffnete Balkontür, fremdsprachiges Geplauder von der Straße hört und wärmende Sonnenstrahlen auf der noch nicht von Sonnencreme veredelten Haut spürt. Jeder Wochentag kann auf diese Weise wie ein Sommersonntag beginnen. Natürlich ist das nicht immer so und besonders der Winter ist wegen fehlender Heizungen ziemlich unangenehm, doch knapp 300 Sonnentage im Jahr geben eine klare Richtung vor.

Egal wo man sich in Malta befindet, stets ist die Gewissheit vorhanden, nie länger als eine halbe Stunde vom Meer entfernt zu sein – und dann auch noch zwischen Strand oder Steilküste wählen zu können. Je näher man dem Meer kommt, desto spürbarer wird die leichte Brise von dort und macht damit, den doch sehr heißen Sommer wieder erträglich. Lässt man dann die Gedanken und den Blick über die Wellen schweifen, fühle ich mich gleich etwas entspannter und sehr erdverbunden (oder meerverbunden?).

Das ist vielleicht auch das Geheimnis der maltesischen Mentalität. Dieser Mix aus mediterranem Temperament, britischer Zurückhaltung und manchmal auch originärer Muffligkeit, begeistert mich sehr – falls man überhaupt Nationalitäten so pauschal charakterisieren kann. Nach der anfänglichen, höflichen Zurückhaltung der Einheimischen, fühle ich mich zunehmend integriert und akzeptiert. Egal ob wir es Nächstenliebe im religiösen Sinne oder unberechnende Hilfsbereitscheit und Offenheit nennen, es macht einfach Spaß hier angekommen zu sein. Lange habe ich überlegt, was den Unterschied zu Deutschland ausmacht und kam erst dahinter, als ich über die kleinen Alltäglichkeiten gedanklich stolperte.

Wie selbstverständlich bringe ich morgens oder am Vorabend den Müll, verpackt im Plastikbeutel und natürlich getrennt, vor die Haustür, da an sechs Tagen pro Woche selbiger früh eingesammelt wird. In Berlin würde ich jedes Mal damit rechnen, dass dank reichlich Nachwuchsrandalierern wenig später alles in der Landschaft verteilt wurde. Hier habe ich das noch nie erlebt. Genauso wenig wie mir hier Graffitis oder eine nennenswerten Anzahl von Kritzeleien an Häuserwänden begegnet sind. Ein einziges Mal ist mir frühmorgens ein Betrunkener auf der Straße entgegen getorkelt (was in den Touristenvierteln sicherlich häufiger geschieht). All das vergegenwärtigt mir dann, was ich die letzten Monate so gar nicht vermisst habe.
Während ich das schreibe, fällt mir auf, wie spießig das klingt, womit Malta mir offenbar auch half, den Spießer in mir zu entdecken.

Doch auch in anderer Hinsicht ist Malta ein Platz der zum Entschleunigen zwingen kann und jedem, der sich darauf einlassen mag eine Lektion in Gelassenheit und Demut erteilt. Wenn dieses Land Erinnerungen an Sommerferien wachruft, dann sicher auch aus nostalgischen Gründen. Der gnadenlose Amazolando-Tsunami ist weit vor der Küste verebbt und es existiert immer noch eine echte Einzelhandels-Struktur in der Nachbarschaft. Wenn mir hier der Gemüseonkel erzählt, was noch zu meinem Einkauf passt und was andere gekauft haben, die sich ebenfalls für Erdbeeren interessierten, dann sind dessen cookies auf der Festplatte, nur die angebotenen Kekse auf den harten Regalbrettern.

Überhaupt ist das Land in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht so herrlich bedeutungslos, dass jeder Selbstbehauptungsdrang und Globalisierungsanspruch höchstens im Bereich der europäischen Kundenbetreuung stattfindet. Durch meine Arbeit werde ich jeden Tag an das deutsche Selbstverständnis erinnert, stets darauf bedacht zu sein, nicht zu kurz zu kommen, kein Schnäppchen zu verpassen und offenbar anderen nichts gönnen zu können. Wäre ich Deutschland würde mir das vermutlich kaum auffallen, doch hier könnte der Unterschied kaum größer sein.

Malta zu verlassen ist sehr bedauerlich, doch dass es jedoch zurück nach Deutschland geht, ist wirklich bitter. Das maltesische Leben ist einfacher, vielleicht auch bescheidener, vor allem jedoch unkomplizierter.

Ein guter Grund trotzdem die - vorläufige - Rückkehr anzutreten, wächst gerade heran und wird ein Bestandteil unserer Familie sein, diese bereichern, mit uns wachsen, uns sicher auch fordern und Prioritäten setzen, die wir derzeit vermutlich nicht einmal erahnen. In jedem Fall wird Es ein sehr exklusives Souvenir sein – Made in Malta!
 
 
 
Draußen zieht, ein Schiff vorbei am Pier.
Wir wollten für immer, und kamen bis hier.
Sicher ist, dass nichts sicher ist
Verklär' die Zeit, die uns noch bleibt
und mach sie heute schon zur schönsten meines Lebens.
(Ilja Schierbaum, "Verklär' die Zeit")

 

Dienstag, 27. Mai 2014

Ein erstes Fazit!


Man hasst Malta oder man liebt Malta, so sagt man über diese Insel. Nun ist hassen ein sehr starkes Wort, aber mit Liebe möchte ich meine Gefühle zu meinem vorübergehenden maltesischen Leben nun auch nicht beschreiben. Es war nicht die alles erfüllende große Leidenschaft, sondern eher eine kurze, heftige Affäre mit Höhen und Tiefen. Wir haben uns immer wieder in den Haaren gehabt und zwischendurch versöhnt - schöne und schlechte Zeiten miteinander verbracht.

Malta hat es mir von Anfang an nicht leicht gemacht, es zu mögen. Vor allem das Wetter war sehr gewöhnungsbedürftig. Wir kamen dort Anfang Oktober an und durften noch bis weit in den November(!) hinein kurze Hosen und Kleider tragen. Was schön klingt, ist aber auf einer baum- und damit schattenfreien Insel eine Herausforderung. Trotzdem kommt es einem zu Beginn des Aufenthaltes, im Vergleich zum kühlen Berlin, natürlich wie ein Segen vor, mit einem Mal an einem winterwarmen Ort zu leben.

Tja, aber wir wurden recht schnell eines Besseren belehrt, denn der richtige Winter sollte mit voller Kraft zuschlagen. Mit viel Regen, anhaltender Feuchtigkeit und komplett unbeheizten Wohnungen sind auch eigentlich milde 15 Grad kaum auszuhalten. Zu meiner Grundausstattung gehörten plötzlich dicke Fleecejacken, Wollsocken und lange Unterhosen - und zwar den ganzen Tag und manchmal auch nachts.
Fluchend habe ich versucht Wäsche in einer klammen Wohnung zu trocknen. Das dauerte meistens drei Tage und wenn man Pech hatte, dann war sie hinterher mufflig und man durfte sie nochmal waschen. Bis heute ist mir nicht klar, warum es Nordeuropäer zum Überwintern auf diese Insel zieht.

Malta und ich hatten aber, wie gesagt, auch schöne Zeiten zusammen. Während zahlreicher Ausflüge sollte ich meine neue Heimat viel besser kennenlernen. So karg häufig die Inselvegetation im allgemeinen ist, um so üppiger können angelegte Park- und Schlossanlagen sein. San Anton Garden beispielsweise ist ein wunderschöner Garten aus dem 17. Jahrhundert, der viele tropische Pflanzen und Blumen beherbergt. Und auch das Palazzo selber besticht mit seiner schlichten Schönheit. Ein Ort zum Hineinträumen in eine andere Zeit.
 
Das Hier und Jetzt kann im Ausland natürlich immer etwas schwierig sein. Auch auf Malta hat man sich mit Problemen konfrontiert gesehen, die es zu lösen galt. Ein kleineres ist die vielbesprochene Schwarzbrotknappheit, die wir Deutschen nicht gut ertragen. Außer eingeschweißtem Pumpernickel war auch auf Malta nicht viel zu holen. Also blieb nur selber backen, was mir als nicht ausgebildete Bäckerin nicht immer gelang (oder schmeckte).
Das maltesische Essen im Allgemeinen ist ebenso gewöhnungsbedürftig, da es häufig sehr fettig und/oder recht Fast-Food-lastig ist. Viel Frittiertes, Gebackenes und recht wenig Gemüse machen die meisten Gerichte aus. Dabei ist der kulinarische Einschlag bunt gemischt.

Insgesamt waren es viele Kleinigkeiten, die Malta und mich auseinander getrieben und nicht in einer dauerhaften Beziehung zusammengebracht haben. Es war durchaus eine interessante Zeit, die mich aber ehrlicherweise auch immer wieder an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Mit der Schludrigkeit des Südens - oder beschönigend laissez fair genannt - kann ich auf Dauer nichts anfangen (zu spät oder gar nicht fahrende Busse sind dabei nur als eines zu nennen). Was andere mit Entspannung genießen, regt mich auf. Wir wären zusammen nicht glücklich geworden und deshalb: „Danke Malta für die gemeinsame Zeit. Aber auch für die Erkenntnis, dass man das Glück nicht immer weit weg suchen muss.“

 

Sonntag, 25. Mai 2014

Vor der Kruste Maltas


Heute ist Wahl! Was allgemein bekannt sein dürfte, musste ich mir erst wieder in Erinnerung rufen. Ein Auto Korso nach dem anderen ließ mich zunächst vermuten, dass es ein wichtiges Fußballspiel gab. Erst bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass neben dem Dauerhupen, die Fahnen der Parteien (auch eine Art Verein) im Fahrtwind flatterten.

Angeregt durch die Beobachtung des Taumels patriotischer Euphorie, kam ich wieder auf die These, dass zubereitete Nahrung als Teil des kulturellen (Er-) Lebens natürlich die kreierende - und konsumierende - Nation repräsentiert.

Ftira muss demnach die essbare Verkörperung Maltas sein, den Ftira ist nicht nur ein schnödes Sandwich, sondern steht für alles was diesen Mittelmeerfelsen ausmacht. Bis hin zum Verzicht auf überflüssige Vokale in dem meisten maltesischen Wörtern.

Dem Ftira nähert man sich so, wie man sich dem Land nähert - mit Blick von oben und in Erwartung einer homogenen Oberfläche ohne irgendwelche Überraschungen dazwischen. Doch Mut und Neugier ins Innere vorzudringen werden belohnt. Unterhalb der vermeintlichen Härte und Langeweile offenbart sich, wofür Malta bekannt und vielleicht sogar beliebt ist.
Etliche Tomaten steuern Ihr Mark bei, um im Zusammenspiel mit fluffigem Weizenbrot den rot-weißen Kontrast der Landesflagge wiederzugeben. Wer die Läden hier kennt, weiß von dem riesigen Angebot verschiedenster Tomatensoßen. Wenige Regalmeter daneben gibt es Thunfisch in allen Varianten und auch jener findet sich im Ftira an. Thunfische werden von den Fischern des Landes auf ihren Beutezügen gefangen oder in Farmen gezüchtet. Die Olivenbäume und auch die Zwiebeln, ganz weiß und sehr mild, runden das oral-patriotische Erlebnis ab.

Is(s)t man mit Land und Ftira durch, legt sich dem LandvermEsser ein seelig-saturiertes Lächeln ins Gesicht. Nachschlag erwünscht!

Freitag, 23. Mai 2014

Das Beste kommt zum Bus



Eigentlich gibt es Sie gar nicht mehr, doch hin und wieder erwischt man einen von Ihnen. Gemeint sind die ehemals so typischen Busse. Nur noch selten erwischt man mal einen, da mittlerweile alle ersetzt wurden. Die seit den 50'ern eingeführten Fahrzeuge der britischen Hersteller Bedford, Thames und vor allem Leyland, taugen heute vor allem noch als Fotomotiv. Es gibt Enthusiasten, die sich eine Nostalgiefahrt antun und dafür auf jedes gewohnte Maß an Komfort verzichten wollen. Ein anderes Exemplar steht fast jeden Tag am Sliema Ferryport und ist ein Souvenirladen. Und dann - im Dezember - sieht man häufiger ganze Abschlussklassen trillerpfeifend und gröhlend in solch einem Gefährt über die Insel fahren, da man stilecht feiern möchte.

Auch wenn die heutigen Abgasregeln völlig zu Recht für das Ende der Busse sorgen, gibt es immer ein kleines Ahh und Ohh, anerkennende Blicke und verrenkte Hälse wenn sich einer dieser Oldtimer nähert bzw wieder verschwindet. Und dabei liegen die letzten Einsätze im Linienverkehr gar nicht mal so lange zurück.

Seit Beginn diesen Jahres ist das maltesische Bussystem - mit modernen Bussen - in den Händen eines neuen Betreibers. Die legendär geächtete Firma Arriva ist nun außen vor und es hat sich tatsächlich etwas getan. Für uns am deutlichsten spürbar ist vor allem die Gleichbehandlung aller Fahrgäste in Sachen Tarife. Wurde zuvor noch unterschieden zwischen Einheimischen (günstig) und Fremden (teuer), so zahlen jetzt alle den gleichen - günstigen - Fahrpreis.
Die einfache Fahrt kostet 1,30€ und für 20 Cent mehr, kann man den ganzen Tag fahren, ausgenommen die Nachtbusse nach 22 Uhr. Wochen- und Monatskarte sind dann ähnlich günstig zu haben.

Oft und gerne wird über die Zuverlässigkeit des Busfahrens hier - auch von uns - gelästert. Gab es anfangs ungläubiges Kopfschütteln über eigenmächtiges Abändern der Fahrtstrecke oder die sehr individuelle Auslegung, was Haltestelle sein kann, so habe ich mit der Zeit das "System" besser kennen und schätzen gelernt. Diverse Eigenmächtigkeiten sind positiv formuliert, ein Ausdruck unschätzbarer Flexibilität, um Fahrgäste Ihrem Ziel so nahe wie möglich zu bringen. Als man einmal vergaß, an unserer Haltestelle anzuhalten, wurden wir dennoch wenig später zu unserer Wohnung gebracht, weil der Fahrer die Route so modifizierte, dass wir nur wenig abseits unseres gewünschten Zieles ankamen. Dem stark verzweigten Straßennetz gebührt dafür ebenfalls Dank.

Natürlich ist Pünktlichkeit immer noch ein Thema, aber je maltesischer man wird und sich integriert, desto näher kommt man dem Ideal des landeseigenen Zeitmanagements "better late than never" (lieber spät, als nie). Kommt ein Bus nicht pünktlich ist das kein Warten, sondern Gelegenheit zur Muße.

Doch unser Bus fährt schon bald!

Mittwoch, 21. Mai 2014

Geschichte-te Gesteine


Schon im Jahr 3.800 v. Chr. begannen die Ureinwohner Maltas - wie auch immer die hergekommen sein sollen - mit einer Tempelkultur. Ich glaube, dass der kühle Winterregen Anlass für das erste Steine stapeln gewesen sein muss. Als man etwas weiter südlich, in Gizeh noch über den Bauplänen der Cheops-Pyramiden grübelte, wurden hier also schon Schulklassen an Ihren Wandertagen durch die bis dato schon über 1.000 Jahre alten Tempel geführt.

Malta verfügt mit über die ältesten Tempelanlagen der Welt und die Schulklassen werden immer noch immer hindurch geführt. Der bekannteste dürfte sicherlich der Hagar Qim Tempel sein, der nach nun über 5.000 Jahren kultivierten Rumstehens vermeintlich von einer großen Zeltkuppel geschützt werden muss.

Doch es gibt noch einige weitere Überreste einer sehr langen und vor allem wechselhaften Entwicklungsgeschichte. Neben all den Tempeln, deren Fundamenten oder sonst wie von Menschenhand bearbeiteten und angeordneten Steinen und Steinchen, erschaudere ich manchmal vor dem historischen Atem, den ich hier zu verspüren glaube.
Ein relativ unscheinbarer, aber offensichtlich historischer Torbogen auf dem täglichen Weg zur Arbeit, bannt mich immer wieder. Wenn ich daran vorbei laufe oder meine Hand auf dessen Steine lege, kann ich mir vorstellen, wie schon Phönizier, Karthager, Römer, Germanen, Byzantiner, Araber, Normannen, Deutsche, Franzosen, Spanier, Osmanen, Briten und natürlich Malteser hier entlang gegangen sein müssen.

Montag, 19. Mai 2014

Villa oder will er nicht?



San Anton ist mit Sicherheit einer der eindrucksvollsten und bekanntesten öffentlichen Gärten im Zentrum von Malta. Doch gleich gegenüber, weniger als einen Katzensprung entfernt, gibt es noch etwas zu entdecken. An hohen Mauern entlang, direkt in einem kleinen Laden mit sehr viel Geschirr, befindet sich der Eingang zum Garten der Villa Bologna.

Der Laden selbst verkauft allerlei Souvenirs, das erwähnte Geschirr und ist nebenher noch eine kleine Galerie. Gegen Zahlung der 6 Euro Eintritt wird selbiger gewährt und durch die existente Töpferei in den Nebenräumen zum Garten der Villa geschleust.

Durch einen kleinen Wandelgang, vorbei am oberen und unteren Gemüsegarten gelangt man in die barocken Hauptgärten. Es beginnt mit dem Kaktusgarten, den die Eigentümerfamilie jener von und zu "de Trafford's" anlegen ließ. Vorbei am Rondell, direkt durch den Zypressengang gelang man zum versunkenen Weiher, einem idyllischen Plätzchen direkt hinter der Villa mit Blick auf das was einmal Weiher war, während man auf der Steinbank verweilt.
Im Kopf läuft unterdessen der Film ab "Wie es wäre hier zu leben", mit einem selbst in der Hauptrolle, Wenig später macht man sich auf den Weg die Villa zu erkunden, die als "Eventlocation" jedoch momentan nicht zugänglich ist. Doch rechter Hand vorbei, lassen sich noch Blicke in das kleine und große Nympheum erhaschen. Wenn dort weißgewandete Elfen entlang tanzen würden, überraschte dies spätestens jetzt, niemanden mehr.

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein und nur das unvermeidliche Hupen von der Straße her, reißt mich aus den Tagträumen. Aus Städten im Nahen Osten kenne ich noch die Gärten, die sich inmitten der betriebsamen Alltagshektik, wie Oasen hinter hohen Mauern ergießen. Schön, dass es das auch in Malta zu bewundern gibt.

Samstag, 17. Mai 2014

Kunstpause


Bei so vielen Investitionen mit denen Malta in Zusammenhang gebracht wird um all das Ersparte zu retten, kommen zwangsläufig Gedanken zu alternativen Anlageformen auf. Der Wert eines Rembrandt überdauert ja angeblich alle Wirtschaftskrisen und Immobilienblasen. Anlass genug mal zu versuchen, etwas von der Kunstszene auf der Insel mitzubekommen.

Das kommerzielle und vor allem spekulative wird von Google bei einer entsprechende Anfrage gut bedient und es lässt sich auch zu Malta etwas in Öl oder - zu einer Insel besser passend - Aquarell finden. Einer der subjektiv präsentesten zeitgenössischen lebenden Maler scheint Anthony Weitz zu sein. Derzeit gibt es eine kleine Ausstellung in der Villa Bologna und gerüchteweise ist der "Freiluft"-Künstler dort auch gelegentlich anzutreffen.

Wie fast alle Maler, widmet auch er sich vor allem der Landschaft. Es scheinen nur diese Motive in Frage zu kommen und so malt offenbar jeder so, wie er auch seine Webseite gegliedert hat; in den Rubriken Sonnenuntergänge, Häfen, Strände, Kirchen, Straßen. Immerhin ist das vielfältiger im Vergleich zu den letzten Jahrhunderten, als die ikonographischen Begebenheiten und Persönlichkeiten des Katholizismus dafür herhalten mussten.

Sehr gerne wäre ich den Spuren der Weltliteratur nach Malta gefolgt. Bis jetzt war nichts auffindbar, was Hinweise darauf gegeben hätte. Die wenigen maltesischen Autoren, die es gibt sind bisher nicht ins Deutsche übersetzt worden, so dass sich schwer sagen lässt, ob diese Krimis so viel anders oder sogar besser wären. Aber vielleicht geschieht das ja noch.

Also bleibt noch der Film. Tatsächlich kommt sogar Hollywood her um zumindest Szenen zu drehen. Mit Meer und Häfen, einem großen Meereswasserbecken lässt sich fast jedes maritime Set einrichten. Aufgrund der Ähnlichkeit der Städtchen und Dörfer mit einigen Regionen des Nahen Ostens, werden auch Politthriller hier gedreht. Die Verfilmung von "Popeye" mit Robin Williams aus dem Jahr 1980 wurde komplett im Norden der Insel gedreht, wo heute noch die Kulissen als Freizeitpark verwendet werden.
Die jüngeren, wahren Ereignisse der afrikanischen Flüchtlingsgeschichte brachten nun ein neues Genre mit sich. Malta übernimmt dabei eine Hauptrolle und spielt vor allem sich selbst. Ich bin sehr gespannt auf "Simshar" der dieses Jahr erscheint und hoffentlich auch nach Deutschland ins Kino kommt.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Urlaub auf Bohrer-Bohrer


Was das Landeseinkommen neben Tourismus, Finanzen und Landwirtschaft ergänzt, sind bescheiden vorhandene Industrie und Bodenschätze.

Ein unübersehbares Zeichen dafür ist die Bohrinsel, die derzeit im Hafen von Valletta vor Anker liegt. Vermutlich wird sie gerade gewartet und für neue Einsätze vorbereitet. Gleich ums Eck von der Marsa Power Station steht sie fast zum Greifen nah. Dabei lässt sich nur in etwa erahnen, wie es sein muss, für mehrere Wochen darauf zu Leben und zu Arbeiten, was gewissen Inseraten zufolge ein Traumjob sein soll.

Ist die Bohrinsel irgendwann wieder einsatzbereit, hat sie es vermutlich nicht weit zum nächsten Bohrloch. Bei gutem Wetter kann man bspw. vom Panoramapunkt an der Blauen Grotte (im Südwesten) den Blick Richtung Horizont richten und wird dabei mehr als nur eine Bohrinsel erblicken können. Sozusagen in Sichtweite des Festlandes wird erfolgreich nach Öl gebohrt. Auch wenn ich noch nichts von einer Raffinerie in Malta mitbekommen hätte, so dürften die Autofahrer davon profitieren und erst kürzlich hat die Regierung Preisobergrenzen für Benzin und Diesel eingeführt, die sogar etwas niedriger lagen als die der jüngeren Vergangenheit.

Dienstag, 13. Mai 2014

Mispelgelispel



Das die Saison der fantastischen Erdbeeren so langsam zu Ende geht, merkt man an den steigenden Preisen eben jener. Doch der Frühling ist warm und der Sommer naht, so dass die nächsten Sorten langsam anstehen. Die Wassermelone ist noch etwas teurer, weil ihre Zeit erst kommt.

Dafür türmen sich jetzt die Schälchen mir fleckigen, orangefarbenen, mal mehr und mal weniger golfballgroßen Früchten darin. Die Malteser nennen sie Nespli, doch Google will mir einreden es wäre Nusspli.

Ein paar Suchen später kommt man dahinter, dass sie richtigerweise Nespoli genannt werden und unter dem Begriff Eriobotrya japonica, japanische Wollmispel oder auch Loquat geläufig sind. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Mispeln verkostet zu haben. Bis heute.
Und dann lese ich bei Wikipedia, dass es sich gar nicht um eine echte Mispel im botanischen Sinne handelt.

Der Geschmack ist auch pflaumiger und ruft Erinnerungen an das wach, was beim China-Mann ausgeschenkt wird, wenn die Rechnung bezahlt ist.

Die glatten kleinen Kerne flutschen beim Aufschneiden durch die halbe Küche, doch einige von Ihnen werden demnächst in einem Brandenburger Beet meiner Wahl verschwinden.

Eine ältere australische Dame, die das erste Mal nach Malta kam und vor sich auf dem Schoß ein Schälchen Wollmispeln wie einen Schatz behütete, erzählte mir auf unserer gemeinsamen Busfahrt letzte Woche, dass sie diese seit ihrer Kindheit nicht mehr gegessen hatte. Ein ganzes Sammelsurium verschüttet geglaubter Kindheitserinnerungen müssen in diesem Augenblick zutage getreten sein.

Sonntag, 11. Mai 2014

Hai-Alarm am Fischbüffet



Jeden Tag fahren die Fischer aufs Meer hinaus und kehren mit dem zurück, was sich in ihren Netzen verheddert hat. Dafür gibt es immer genügend Abnehmer. Nur sonntags, wenn der Großmarkt geschlossen ist, fehlt es daran.

Wie wir inzwischen gelernt haben, lautet das maltesische Grundgesetz erfolgreichen Marketings, das mangelnder Nachfrage mit einem Event beizukommen ist. So gibt es jeden Sonntag den Fischmarkt in Marsaxlokk ganz im Süden der Insel, in einem Städtchen für das man extra das Wort "pittoresk" erfand.
Bereits um 7:00 Uhr geht es los, auch wenn die wenigsten um diese Zeit schon dabei sind. An der Straße rund um die Bucht von Marsaxlokk reiht sich Marktstand an Marktstand. In großen Metallschalen werden allerlei Tiere angeboten, die sich vor ein paar Stunden noch ahnungslos in dem keine zehn Meter entfernten Meer tummelten. Schnecken, Garnelen, Sardinien, Tintenfische, Rochen, Moränen, Mini-Haie und Schwertfische werden angeboten. Neben einigen mir unbekannten Arten gab es auch noch andere, die wir erst vor ein paar Wochen im Aquarium betrachten konnten: große Thunfische (die hier auch in Farmen gezüchtet werden) und Lachse, die ich eher weiter im Norden vermutet hätte. Eine Art Nationalfisch dürfte der Lampuki-Fisch sein, dessen Saison  erst in den nächsten Wochen beginnt. Auf jeden Fall ist sein maltesischer Name um so vieles knuffiger, als unsere schnöde Bezeichnung Goldmakrele.

Der Markt zieht sich bis in die Mittagsstunden, wenn das sporadisch verteilte Eis zum Kühlen ohnehin geschmolzen ist und die Kühlkette und schon Stunden vorher riss, sollte man sich bewusst machen, dass es sich um fish to go handelt, der noch am gleichen Tag zubereitet werden will, sofern man selbst überhaupt geplant hat, Fisch zu essen.

Das schadet der allgemeinen Stimmung nicht, denn wie immer siedeln sich um die Fischhändler herum auch alle anderen Branchen an. Man kann also auch auf Süßigkeiten, Feinkost und Textilien, sowie Plastikspielzeig aus China zurück greifen.

Freitag, 9. Mai 2014

Gehaltvolles Gehalt



Gerade erst wurde das Zehnjährige als Mitglied der EU gefeiert und seitdem Malta auch den Euro hat, sind die Verhältnisse nicht nur vergleichbarer, sondern auch der übrigen EU ähnlicher geworden.
Doch während es sich mit viel Geld überall gut leben lässt und Deutschland für Menschen mit wenig oder keinem Einkommen eine gute Basis bietet, kommt man in Malta mit einem mittleren Gehalt durchaus gut aus.

Das Thema Geld ist - neben dem Wetter - ein guter Grund, sich das Land mal genauer anzusehen. Die schlechte Nachricht zuerst: im Vergleich mit einigen anderen (EU-) Nationen liegt das Gehaltsniveau nicht besonders hoch. Das maltesische Durchschnittseinkommen liegt knapp unter 1.000 Euro im Monat. Die gute Nachricht: es lässt sich damit Leben und natürlich gibt es Ausnahmen.
Fachkräfte aus dem Ausland, vor allem Muttersprachler anderer Sprachen, um den Dienstleistungssektor der Kundenbetreuung auszubauen, werden mit etwas höheren Gehältern und Boni gelockt.

Daneben sind die Abgaben - im Vergleich mit bspw. Deutschland - dann eben auch geringer. Es gibt drei Steuerklassen (Single/Verheiratet/Eltern), die sich vor allem durch die Höhe der jährlichen Freibeträge unterscheiden. Danach werden 15% Einkommenssteuer fällig, die je nach Einkommen in vier Gruppen - bis auf 35% ansteigt. Die Sozialabgaben in Höhe von knapp 10% für die NI (national insurance) also die staatliche Versicherung deckt dann die Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung ab.

Nicht zu vergessen, noch paar kleine, vor allem symbolische Besonderheiten. Vier mal im Jahr gibt es zusätzlich zum Gehalt den staatlichen Bonus (governmental bonus). Mit insgesamt knapp 500 € pro Jahr ist das quasi das Dankeschön des Staates fürs Arbeiten gehen.
COLA ist ein Getränk und in Malta ist es außerdem der Cost Of Living Adjustment, eine Art Lebenshaltungskostenausgleich mit 3,49€ pro Woche in diesem Jahr, die es steuerfrei dazu gibt.

Mit einigen weiteren ausgeklügelten Konstruktionen wird es Personen, die schon sehr viel Geld haben oder es gerade verdienen, leicht gemacht den Wohnsitz hierher zu verlegen um noch einmal deutlich mehr an Abgaben zu sparen. Das gleiche gilt für die Industrie (vor
allem Dienstleistungsbereich) die überlegt, sich in Malta niederzulassen.

Lässt sich damit Staat machen? Die Staatsverschuldung liegt bei ca. 70% des BIP und ist damit niedriger als die Deutschlands!

Mittwoch, 7. Mai 2014

Blog-Buster

 
 
Wir sind nicht die einzigen, die über Malta bloggen. Leider bzw. ganz gut so.
 
Es gibt eine Menge mitzuteilen über dieses Land, seine Menschen und Sehenswürdigkeiten. Vor allem aber auch über seine Möglichkeiten und besonders gerne über seine Unmöglichkeiten.

Der Blog von Philipp Sauerborn ist genau genommen PR-Arbeit für den Standort (Wirtschafts-) Malta, für alle die noch eine Möglichkeit der Steuervermeidung, oder besser -optimierung suchen. Die Einträge kehren daher immer wieder dahin zurück, wie günstig es für Besserverdienende Angestellte und Unternehmer wäre in Malta zu leben und zu arbeiten. Als jemand der die Insel schon länger kennt, lassen sich von ihm trotzdem immer wieder interessante Details zu Land, Leuten, Sitten und Gebräuchen herauslesen und wer weiß, ob die wirtschaftlichen Vorteile eines Tages auch für uns interessant sein könnten.

Weniger informativ, dafür sehr belustigend ist die Gruppe Only In Malta, die sich leider auf Facebook befindet, aber auch ohne Mitgliedschaft abgerufen werden kann. Getreu des titelgebenden Mottos, findet man hier alles fotografisch festgehalten, bei dem sich am Kopf kratzte und tatsächlich dachte: Das gibt es nur hier!
Unter dem selben Schlagwort finden sich bei YouTube auch die entsprechenden Videos.

Um die wichtigsten Sachen nachschlagen zu können, existiert sogar ein Maltawiki.

Natürlich gibt es noch etliche weitere Blogs zum Thema, allerdings eher auf englisch und oft sehr allgemein gehalten. Wenn es noch Ergänzungen geben sollte, freuen wir uns auf Hinweise.

Samstag, 3. Mai 2014

Brandzeichen



Feuerwerke und kein Ende. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, bisher alles wichtige über Feuerwerke in Malta zu kennen und auch hier beschrieben zu haben. Doch dem ist wohl nicht so, denn bei mehr als 35 Feuerwerksherstellern und einer Tradition, die bis zum Malteserorden im 16. Jahrhundert zurückreicht, gibt es immer mal wieder Unbekanntes zu entdecken.

Diesmal gab es in Floriana, einem Vorort von Valletta, das Malta Mechanised Ground Firework Festival, was sich vielleicht noch am ehesten mit dem Festival der mechanisierten Bodenfeuerwerke, übersetzen lässt. Zwischen dem schnell verpufften Tischfeuerwerk und einem Spektakel in der Höhe, gibt es noch eine landestypische Spezialität, die zündet.

Mit einer einzigen Lunte wird diese launige Choreographie des farbenprächtigen Fackelns in Gang gesetzt. Doch es wird nicht in die Höhe geschossen, denn die Knallkörpern befinden sich auf drei bis vier Meter großen, stern- oder kreisförmigen Metallkonstruktionen die, einmal in Gang gesetzt, ein Eigenleben entwickeln. Über mehrere Minuten hinweg, brennen in sie verschiedene Farben und bewegen die Konstruktion aus sich heraus, was dazu führt, immer neue Figuren, Formen und Effekte entstehen.
Wer für die Geometrie brennt und möchte dass dieser Funke auch auf andere überspringt, ist hier vermutlich richtig.

Als Festival ausgelegt und als Wettbewerb veranstaltet, galt es einen Gewinner zu ermitteln, was das Volk per SMS und die Jury direkt übernahm. Die anspruchsvollen Gebilden werden in drei Kategorien bewertet:
  • beste Mechanik
  • beste Pyrotechnik
  • Originalität in Design und Bewegung
Also Feuer frei und bis zum schon bald nächsten Feuerwerk!


Donnerstag, 1. Mai 2014

Bahn-Übergang


Um sich innerhalb Maltas fortzubewegen gibt es nur die Straße und die ist den Anforderungen oft nicht gewachsen. Das verwundert, denn wühlt man sich durch die Geschichte maltesischer Fortbewegung und schaut sich mit wachem Auge auf der Insel um, entdeckt man Spuren eines zweigleisigen Konzeptes.

Als Erfinder (George Stephenson & die Strecke Manchester - Liverpool) wurde der englische Exportschlager Eisenbahn in nahezu jeder Kolonie des Common Wealth etabliert. Selbstverständlich auch in Malta. Im Jahr 1883 wurde die Strecke von Valletta, der neuen Hauptstadt, nach Mdina, der alten Hauptstadt, eröffnet. Von den unterirdischen Bahnhöfen Valletta und Floriana war man innerhalb einer halben Stunde im Landesinneren, in Mdina. Wirklich erfolgreich, war die Bahn jedoch nicht und hatte von Beginn an mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, vielleicht weil die aufkommende weltweite Industrialisierung im Land ausblieb. Schon 1931 wurde der Betrieb einer maltesischen Eisenbahn endgültig wieder aufgegeben. Das hielt Mussolini jedoch nicht davon ab, nach einem Bombenangriff 1940, also neun Jahre später zu behaupten, er habe das maltesische Eisenbahnsystem zerstört.

Bis heute lassen sich die Bahnspuren in Form von Tunneln oder Hochbauten entdecken. Im Park von Birkikara steht sogar noch das ehemalige Bahnhofsgebäude in dem heute die Kita-Kinder darin möglicherweise "Schaffner und Schwarzfahrer" spielen.

In den letzten Jahren tauchten immer wieder Gerüchte bzw Meldungen auf, es gäbe Planungen für eine Monorail U-Bahn, womit man den Straßenverkehr entlasten und den Anschluss an die verkehrstechnische Neuzeit erreichen möchte.
Doch noch denkt beim Wort "Subway" wohl jeder hier an ein belegtes Brot...

Montag, 28. April 2014

Ausgeh-wandert


In der nordwestlichen Ecke der Hauptinsel Malta liegt der Il-Majjistral Nationalpark, und mein Besuch dessen mittlerweile hinter mir. Eine Wanderung durch das Gelände kann ein bizarres Erlebnis sein. Meistens beginnt man den Weg hindurch, am Südende des Parks und kann schon hier Mühe haben, zwischen dem riesigen SAS Radisson Hotelkomplex und dem beliebten Golden Bay Strand, den offiziellen und unscheinbaren Beginn ausfindig zu machen.

Auf den ersten Metern begegnet man noch Zivilisationsresten, wie picknickenden Familien und berittenen Pferden, doch nach wenigen Minuten über zerklüftetes Gestein, immer entlang an den Steilklippen und dem Blick auf das Mittelmeer, findet man sich in einem Landstrich ausgedehnter Einsamkeit wieder. Hier und da einige zu Hütten aufgeschüttete Steinhaufen, sich dem Anschein eines Weges gebende Pisten sowieTiere, von deren Existenz man aus der zugehörigen Broschüre weiß, während diese unter dem Blattwerk vor sich hinrascheln. Wäre das Meer nicht so präsent in Sicht-, Riech- und Spürweite, die richtige Kulisse für eine Karl-May-Verfilmung wäre gefunden.

Viel Wind, viel Sonne und reichlich Landschaft begleiten Naturfreunde über fast zehn Kilometer Strecke von Süd nach Nord. Erwartet man es dann am wenigstens, steht man plötzlich wieder an einer stark befahrenen Hauptstraße und ist wieder zurück - zurück in der modernen Gesellschaft.

Sonntag, 27. April 2014

Pyro-etten Weltmeisterschaft - aktualisiert



Wenn Silvester eher ruhig gefeiert wird, so ergreift man dafür jede andere Gelegenheit, um buchstäblich lange zu fackeln. Religiöse und staatliche Feiertage sind dazu reichlich vorhanden.

Bei einem Gewitter zieht es viele ans Fenster um den Naturschauspiel aus sicherem Unterstand heraus beizuwohnen. Dieses archaische Faszinosum macht sich das Touristikmarketing zu Nutze und veranstaltet zu Beginn der klassischen Reisesaison, nichts weniger als die Weltmeisterschaft der Knallköppe, pardon Feuerwerker. Allein vier Pyrotechnik-Hersteller existieren in Malta und jene präsentieren, neben den Teilnehmern aus dem Ausland, ihre brennende Leidenschaft massenhaft wiedererschallter Vokale von Ahhs und Ohhs.

Vorgestern fand bereits die internationale Vorausscheidung in Marsaxlokk statt. Mit dabei waren Teilnehmer aus Österreich, Frankreich, Großbritannien und Italien. Die nationale Leistungsschau am heutigen Abend in Bugibba war etwas holprig und verzögert, was der allgemeinen Volksfeststimmung kaum geschadet hat. Die Kalkulation der Fremdenverkehrenden dürfte damit aufgegangen sein, auch wenn wegen des frühen Fahrplanendes der Busfahrer nicht mehr alle Ballermänner gleichermaßen gewürdigt werden konnten und die Abstimmung per SMS wenn überhaupt, dann eher ungleichmäßig erfolgte.

Am 30. findet in Valletta das Finale statt und glaubt man den Versprechen der Vorjahresteilnehmer soll das wiederum ein echtes Highlight in nächtlicher Dunkelheit werden.

Mittwoch, 23. April 2014

Das verspielt sich - früher oder später



Einer der Gründe, die Malta für uns so attraktiv machte ist die europaweit niedrigste Kriminalitätsrate. Abgesehen von etwas Taschendiebstahl und Steuerflüchtlingen, hat die Polizei mehr mit den Herausforderungen des Straßenverkehrs als mit schwerwiegenden Gewaltverbrechen zu tun. Für frischgebackene Eltern ist das ein sehr gutes Argument sich hier niederzulassen, auch wenn das Kindergeld vergleichsweise sparsam ausfällt.

Doch es wird noch besser, denn die Ausrichtung ist generell sehr kinderfreundlich. Man nimmt fast überall Rücksicht auf die Kleinen und manchmal auch auf die begleitenden Großen, ist hilfsbereit und freut sich herzlich und ehrlich über die Anwesenheit des Nachwuchs.
Wenn Kleinkinder vorrangig innerhalb der Familie aufwachsen, so gibt es doch ausreichend öffentliche und private Betreuungsplätze in Form von Kindertagesstätten, die das Land derart repräsentieren dass auch dort die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. In San Gwann sah ich eine Einrichtung mit dem Namen "Die Sardinien", was sämtliche Illusionen beseitigte. Andrerseits sind einige Kitas eben jeden Tag und rund um die Uhr geöffnet und wenn die Mutter gleichsam arbeiten geht, in dieser Zeit sogar kostenlos für die Eltern.

Ein Land, in dem aus wenig Platz heraus, viel geschaffen wird, spiegelt sich das auch in den Spielplätzen wieder. Selbst kleine Verkehrsinseln werden als Spielplätze angelegt, solange der Platz wenigstens für eine Schaukel ausreicht. Wo trotz allem kein Spielplatz existiert, gibt es immer noch den "Little Fun Bus" ein Spielplatz auf Rädern, der auch den abgelegensten Bläh-, pardon Playboys und -girls, Erleichterung in Sachen Spiel- und Bewegungsdrang verschafft. Manch maltesischer Busfahrer muss hier seine Berufswahl getroffen haben.

Kein Wunder also, dass der deutsche Spielzeughersteller Playmobil hier produziert und u.a. einen Erlebnispark betreibt, übrigens nicht der einzige auf der Insel, denn es gibt noch die ehemalige Filmkulisse und damit das heutige Popey Village.
Wenn man so will, ist Spielen nicht nur wichtig für die Kleinen sondern auch später noch eine der tragenden Säulen der maltesischen Gesellschaft, denn innerhalb Europas gibt es wohl nur noch in Gibraltar ähnlich viele Internet (Glücks-) Spielanbieter, deren Geschäftsmodell legal umgesetzt werden darf.

Hat man es ohne Blessuren (Kind und Eltern!) bis zur Einschulung geschafft, gibt es für den in Deutschland sozialisierten Schüler die nächste Überraschung. Gemeint sind nicht die Uniformen, sondern das Phänomen des Assistenzlehrers, der den Unterricht begleitet und bei Bedarf die Inhalte dem Einzelnen nahe bringt um den Lernerfolg der Klasse konstant zu halten.
Quasi die gezielte Nachhilfe schon während des Unterrichts.

Sonntag, 20. April 2014

Ostern, marsch marsch...



Im Radio wurden gerade die Ostermärsche der Friedensbewegung erwähnt und unweigerlich, wurden mir die Parallelen zu den tiefkatholischen Osterbräuchen der Malteser bewusst.

Jede Kirche hat mindestens eine Heilandsfigur, die entweder regelmäßig nach draußen oder von den irrenden Gemeindeschäfchen gesehen werden will. Der Erlöser wird häufiger an die frische Luft gelassen als ein Benutzer der Playstation. Schon am Gründonnerstag, ebenfalls ein Arbeitstag, gab es einen Umzug durch den Ort mit anschließender Zusammenkunft an der Kirche. Mit großem Brimborium wird die Figur heraus-, herum- und letztlich wieder reingetragen, während der Priester via Lautsprecher in allen Straßen gut hörbar ist. Karfreitag, natürlich ein arbeitsfreier Feiertag, war es dagegen ruhiger, auch wenn wieder viele zurecht gemachte Menschen sich der Kirche verdächtig näherten. Mehr war leider nicht zu beobachten, da ich dann doch - ganz unmaltesisch - ins Büro musste.

Doch Sonntag war es wieder soweit. Ohne das Haus zu verlassen, wurde mir die österliche Sitte bis vor die Tür gebracht, als die eher wenigen Einheimischen mit Figur und Kapelle durch Gzira zogen um uns des wundersamen Ereignisses zu erinnern. Da Hasen es hier nur als Ragout bis auf die Teller schaffen, haben diese es offenbar unterlassen, vorher noch Eier zu verstecken.

Einen Ostermarsch ganz anderer Art  erlebte ich dann diesen Ostersonntag Nachmittag, als ich zu Fuß die etwas abgelegeneren Städte, wie Hamrun oder Sta. Venera erkundete und gewahr wurde, wie ernst das Ostern als Familienfest genommen wird. Die Straßen waren gespenstisch leer, so wie ich es in Deutschland nur während der Spiele der Fussballweltmeisterschaft je erlebt habe. Höchstens alle halbe Stunde mal, jagte einen Kleinwagen der vermeintlichen Apokalypse drohender Familienharmonie davon. Ansonsten blieb: nichts!

Mittwoch, 16. April 2014

Home is where my heart stops



Wir haben uns - wie einige andere auch - ganz bewusst für Malta entschieden. Nur schwer nachvollziehbar ist es für uns, dass viele Malteser sich ganz bewusst gegen Malta entscheiden. Alles was uns hier als so erstrebens- und lebenswert erscheint, ist für andere Grund genug, die Koffer zu packen.

Vor allem die jüngere Generation vermisst offenbar ein vibrierendes Großstadtleben oder einfach mehr Platz, um sich zu entfalten und zieht daraus ihre Konsequenzen. Doch so ganz lassen sich die Prägung durch eine Insel mit Linksverkehr, viel Sonne und englischer Amtssprache nicht verleugnen, denn wie uns erzählt wurde, treibt es die meisten nach Australien oder Neuseeland. Ein nicht nur bei Maltesern beliebtes Ziel, ist es doch ein klassisches Einwandererland und hat einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Die gemeinsame Vergangenheit im britischen Commonwealth ebnet vermutlich auch bürokratische Hürden bei der Vorbereitung.

Diese Inselflucht ist angeblich auch der Grund für die zahlreichen For-Sale (zu verkaufen) Schilder an gefühlt, jedem zweiten Haus. Der Immobilienmarkt in Malta hat sich in den letzten, gut 25 Jahren positiv entwickelt und wer kein Interesse an der saisonalen Vermietung an Urlauber hat, schafft Tatsachen und somit sein Startkapital in ein neues Leben. Manche Schilder hängen aber auch schon seit Monaten und die Häuser sehen so aus, als würden das noch eine ganz Weile so bleiben.

Ob Australien dafür Verständnis hat und wartet oder man sich auf diese Weise - ganz unbeabsichtigt - eine Option zur Rückkehr bewahrt?

Montag, 14. April 2014

Noch meer Salz


Nein, da fehlt kein Salz. In diesem Mittelmeer ist genug drin!

Wer so üppig davon hat, kann auch was abgeben. Und bevor sich verliebte Köche eine Rettung für versalzene Suppen erhoffen - es würde wohl seeeehhhrrrr lange dauern bis man mit dieser Methode den Salzgehalt des Meeres verändert hätte.

Seitdem wir auf Malta sind, fielen sie uns auf ausgedehnten Küstenspaziergängen immer wieder auf. Größe Löcher, verschiedenste Dimensionen in (vermutlich) willkürlicher Anordnung. Wozu sollten die gut sein? Kleine Pfützen zum Füsse waschen? Anzuchtbecken für Meeresgetier? Oder prähistorische Abdrücke von was weiß ich.

Nachdem ich jedoch von den Salzpfannen auf Gozo (die nördliche Insel) gelesen habe, in denen Meersalz in großem Stil gewonnen wird, ergab es einen Sinn und damit ein Ziel, über das man sich informieren konnte.
Tatsächlich sind diese Salzpfännchen von Menschenhand geschaffen und das schon im Altertum um mit wenig Aufwand (wenn der Stein erst mal bearbeitet war) Meersalz zu gewinnen. Vorrangig zum Einlegen von Fisch und anderem, aber warum auch nicht zu kochen. Die kleinen Springfluten des Frühlings füllen die Löcher von ganz allein und die langen, sehr sonnigen Sommer sorgen für den Rest des Kristallisierungsprozesses.

Abschmecken, fertig!

Samstag, 12. April 2014

Maltesische Demokratische Republik (MDR) ?


Woran muss man unweigerlich denken, wenn von einem kleinen Land inmitten Europas die Rede ist? Ein Land dass im weltpolitischen Geschehen keine besonders große Rolle spielt, dessen Bewohner mehr oder weniger auf dieses Land festgelegt sind/waren, weil es rundherum von einer unüberwindbaren Grenze umgeben ist.

Als die Mauer in Berlin fiel, waren wir noch relativ jung und haben vom Alltag in der DDR vor allem das mitbekommen, was für ein Kleinkind und einen angehenden Teenager dort relevant war. Das hatte weniger mit den politischen Repressalien zu tun, sondern viel mehr mit einem ganz subjektiven Lebensgefühl und einer Umwelt, die langsam immer stärker begriffen, beobachtet und vielleicht sogar hinterfragt wurde.

Malta ruft dahingehend etwas wach und nicht nur die eingangs erwähnten Ähnlichkeiten. Neben all dem, was von Staats wegen vorgegeben ist, existiert eine private Parallelwirtschaft. Hier - und das mag vermutlich ebenfalls an der Knappheit bestimmter Dinge liegen bzw. an dem hohen Beschaffungsaufwand - gibt es eine spürbare Wertschätzung, für das vermeintlich Alltägliche. Was vorhanden ist, wird lieber aufgehoben und als Provisorium verwendet, anstatt sich den Luxus des Wegwerfens zu gestatten. Wer weiß, wozu es noch gut sein kann. Vieles wird pragmatisch statt ideal gelöst. Das Ergebnis zählt und Material ist rar und Import fast immer nötig und damit teuer.

Es ist das Malta hinter den Touristenzentren von Sliema, Paceville oder San Julians. Abseits der großen Hotels, wo man sich so durchmauschelt um seinen Platz im Leben zu suchen und zu verteidigen ist auch Selbstversorgung und Tausch in der Nachbarschaft angesagt. Handwerk ist nicht nur Hobby, weil Reparaturen naheliegender sind als Neukauf. In den Regalen kleiner Läden, gibt es profan etikettierte Marmelade im angestaubten Glas. An den alten Autos in der Garage wird jahrzehntelang geschraubt um das Vorhandene länger nutzen zu können und dessen Wert zu erhalten. Die Schlaglöcher sind legendär. Die Kohlsorten aus dem heimischen Anbau sind so ungeplant Bio und verweisen noch im "Konsum" an der Ecke auf ihre erdige Patina.

Wo es mit Industrie und Bodenschätzen nicht weit her ist, besinnt man sich auf andere Qualitäten. Eine umfassende, kostenlose medizinische Versorgung, ein hoher Anspruch an die schulische und universitäre Ausbildung und die Qualität der Kinderbetreuung haben einen sehr viel stärken Stellenwert, als man es aus dem entwickelten Westen noch gewöhnt war und wirken wie eine Entschuldigung von Staats wegen für all die vorhandenen Defizite.

Eine Insel der Glücksseeligkeit in ähnlicher Form und anderer Erscheinung: die deutsche maltesische demokratische Republik!

Donnerstag, 10. April 2014

Aus der Ferne, so schön!



Gerade bin ich in Berlin und schaue mit viel Abstand auf Malta. Wenn ich Fotos wie dies, hier sehe, dann kommt mir alles sehr weit weg vor. Der Unterschied zwischen Deutschland und Malta könnte kaum größer sein.
 
Betrachtet man die Straßenbäume auf dem Bild, dann ist zwar aus planerischer Sicht eine Ähnlichkeit zu erkennen, aber auch nur entfernt. In Malta scheint der Baum am Straßenrand einem dauernden Schnitt zu unterliegen. Das wirkt sehr künstlerisch, aber auch etwas unnatürlich. Vor allem in Berlin wächst der Baum halt so wie er will und wird nur im Notfall eingekürzt.

Das mag an dem sehr natürlichen Umgang mit Vegetation in Deutschland gehen. Sträucher,  Bäume und Wald in seiner Gänze sind hier normal und natürlich gewachsen.

Auf Malta hingegen kennt man diese Vegetationsformen so gut wie gar nicht. Beziehungsweise nur als bewusst gepflanztes Gestaltungselement. Wälder gibt es nicht. Als Mitteleuropäer kommt einem das fremd vor.
 
Dabei gab es wohl vor Jahren maltesische Bemühungen, eine Aufforstung auf der Insel vorzunehmen. Leider scheiterte diese an der Pollenempfindlichkeit seiner Bewohner.

Daher begnügt man sich nun mit Formschnitten am spärlich gesetzten Bäumen und erfreut sich dafür sicher an waldiger Vegetation im Urlaub, beispielsweise im naheliegenden Italien.

Sonntag, 6. April 2014

Strawberry fields forever


Es gibt andere Regionen, da werden Tomaten angebaut und das wird gefeiert, indem man sich mit Tomaten bewirft. Und es gibt Mgarr, da werden Erdbeeren angebaut und das wird gefeiert, indem man sich die Erdbeeren - in den Mund steckt.
Was erst mal ziemlich unspektakulär klingt ist das Ritual des alljährlichen Festa Frawli, des Erdbeerfestivals, bei dem ich heute war.

Ja, auf der kleinen Insel ist tatsächlich noch Platz, um neben Wein, Kaktusfeigen und Blumenkohl auch noch große Mengen kleinen Obstes zu pflanzen. Und das sind dann keine halbgrünen, matschigen und vorkompostierten Kompottstückchen, sondern dunkelrote, fleischige und vor allem süße Erdbeeren, die fast zu schade sind, anders als nur pur gegessen zu werden.

Trotzdem werden bei diesem Fest alle Resultate präsentiert, die nur im entferntesten mit Erdbeeren zu tun haben könnten. Die Klassiker sind natürlich alle Sorten von Gebäck - das unvermeidliche Erdbeer-Cannoli, über Erdbeer-Cupcakes bis hin zum Strawberry-Cheesecake - weiterhin Eiscreme, Milchshakes, Smoothies und Marmelade. Darüberhinaus dann aber auch noch - vermutlich wegen der Nähe zu Italien - dem Gaumen fremdelnde Erdbeer-Pizza, Erdbeer-Ravioli oder Pastizzi, sowie das Spanferkel vom Grill mit fruchtiger Erdbeerkruste.

Dem Stau und der Jagd nach Parkplätzen zu urteilen, muss es das gesellschaftliche, vorösterliche Highlight für Halb Malta sein. Die Busse sind so voll, dass ohne Halt bis zum Ziel durchgefahren wird.

Natürlich gibt es auch die Mobilfunkbetreiber und fliegenden Händler, die unter dem Feigen-, pardon Erdbeerblatt eine Attraktion zu sein, Handyverträge und billigen Chinaplastikschrott verhökern.

Doch vom Tourismusmarketing her eine tolle Idee, die Ernte (im Frühjahr, da aufgrund des Klimas im Herbst gesät wird) als Event zu zelebrieren und ohne lange Transportwege gleich vor Ort zu versilbern. Der Region hilft es und wir bekommen unsere Vitamine!

Mittwoch, 2. April 2014

Nackt gefragt


Bei so einem Schild erwartet man eher den Eingang zu einem indischem Ashram als zu einer Kirche (zu 98% katholisch), doch mehrmaliges Vorbeischlendern bestätigt den irritierenden Eindruck - es bleibt Malta.

In einem Land, das empfindlich hohe Geldstrafen für Oben-ohne am Strand verhängt - sofern es sich nicht um einen der wenigen, nur widerwillig für Touristen, eingerichteten Nudistenstrände handelt - gibt es keine Nacktheit. Um die Bevölkerung also nicht zu schockieren muss sie mit einem Schildchen, wie diesem davor gewarnt werden.

Hohe Mauern sollen den Zufall ausschließen und nur flüchtig lässt sich im Vorbeigehen ein Blick in das Innere erhaschen. Man erblickt einen gepflegten Garten, der tatsächlich so aussieht als würden jeden Moment feengleiche Wesen in langen weißen Gewändern durch die Reihen tanzen. Doch keine Nackedeis! Trotz mehrfacher Besuche: sie sind scheinbar sehr scheu. Sehr schade!

Und bis heute ist unklar, was es mit dem Qalb ta Marija, dem wahrscheinlich letzten Mysterium hier, auf sich hat. Falls jemand also Bescheid weiß, bitte einen Kommentar hinterlassen.

Montag, 24. März 2014

Am Mater Dei kommt keiner vorbei



Und das gilt nicht nur für die Versehrten, sondern für nahezu Jeden auf Malta. Denn das 5-Sterne-Krankenhaus (wie es unser Vermieter nennt) liegt direkt an einer Schnellstrasse, ist Anlaufpunkt von fast jeder Buslinie und eben das staatliche Krankenhaus auf der Hauptinsel Malta.

Nach dem ersten Krankenhaus aus dem Jahr 1372 und einigen späteren, gibt es seit fast fünf Jahren nun diesen kolossalen Blickfang, dicht an der Stadt Msida, direkt neben der Universität, ausgestattet mit allen Schikanen, vom Hubschrauberlandeplatz bis hin zum WLAN.
Und inzwischen wird sogar erweitert. Laut Zeitungsberichten werden in einigen Bereichen die Betten knapp, weil man auch hier den Bedarf der alternden Bevölkerung unterschätzt hat. Außerdem wird gerade ein onkologisches Zentrum auf dem Gelände errichtet.

Der Logik des maltesischen Gesundheitssystems nach, qualifiziert man sich für einen Aufenthalt durch die Anreise mit einem Rettungswagen oder durch Überweisung an einen der Fachärzte, die hier arbeiten, wenn sie nicht gerade ihre eigene Praxis betreiben oder in einem weiteren Krankenhaus oder Apotheke zu Gast sind.

In jeder besseren Stadt gibt es ein medizinisches Zentrum bzw eine Polyklinik, die staatlich betrieben werden. Die Versorgung ist kostenlos, qualifiziert und zu unserer Überraschung (nach eigener Erfahrung) scheinbar rund um die Uhr besetzt. Ein Allgemein-Arzt kümmert sich um die anstehenden Fälle und schreibt Rezepte oder bei Bedarf eine Überweisung zum Facharzt. Die Überweisung bringt man ins Krankenhaus oder zum Spezialisten, der auch in einer anderen Polyklinik niedergelassen sein kann. Ein paar Tage später erhält man per Post einen Termin beim Facharzt. Diese Termine werden nach Dringlichkeit vergeben und so hatten wir diese mal bereits wenige Tage oder mehrere Monate später.

Die medizinische Versorgung soll ein sehr hohes Niveau haben, sagen zumindest die vermögenden Scheichs, die deswegen herkommen und auch die WHO, auf deren Rangfolge Malta schon vor Jahren, weit vor Deutschland, auf Platz 5 zu finden war. Nicht immer sind dabei die Untersuchungsmethoden die gleichen wie in Deutschland, was uns insbesondere bei den Schwangerschaftsuntersuchungen ziemlich irritiert hat. Auf der anderen Seite, wird hier vermutlich nicht nach Fallpauschalen und Renditepatienten optimiert, wie es Sonia Mikich in "enteignet" berichtet. 

So gut die Versorgung auch ist und sein mag, auch hier können die Unwägbarkeiten des Alltag dem im Wege stehen. Vor allem beim Blick in ein vormittägliches Wartezimmer, fragt man sich ob die namensgebende Mutter Gottes religiösen Ursprungs ist oder doch etwas mit dem spontanen Ausruf zu tun hat, beim Anblick der versammelten Menschenmassen. Seit einigen positiven Erlebnissen bevorzugen wir die Termine ab der Mittagszeit, bei denen man länger im Behandlungs- als im Wartezimmer verweilt.

Und es gibt auch hier eine private Alternative, denn alle anderen Ärzte betätigen sich frei. Das heißt, sie haben ihre eigene Praxis oder regelmäßige Sprechstunden in diversen Apotheken, die dafür extra ein Behandlungszimmer eingerichtet haben. In letzter Konsequenz gibt es daher auch private Kliniken, von denen mir das St. James Hospital aufgefallen ist. Es wirkt eher wie ein Hotel, mit ein paar Lounge-Sesseln, einer Rezeption im kuschligen Ambiente mit sehr aufmerksamen und fast schon servilen Personal. Besonders die Offenheit bei der Gestaltung des Logos ist bemerkenswert, ein stilisiertes rotes Kreuz, bestehend aus vier offen gehaltenen Händen, ein vierfaches "Gib!".
Das ist mal ne klare Ansage, denn jede Behandlung muss selbstverständlich privat bezahlt werden, wenn man nicht von einer entsprechenden Zusatzversicherung profitieren kann.
Trotz allem kann das sinnvoll sein und besteht schon seit Jahren erfolgreich neben dem staatlichen System. Bestimmte Untersuchungen gibt es auch nur privat, was in Deutschland nicht anders ist (Igel-Leistungen), doch während wir in Deutschland für eine Schwangerschaftsuntersuchung, wie die Nackentransparenzmessung über 200 Euro zahlten, waren für die gleiche Leistung hier weniger als 100 Euro fällig.
Das lockt nicht nur Scheichs an.

Samstag, 22. März 2014

Er gehört zu mir ...


... ebenso lange, mein Name an der Stoßstange prange, sang einst Marianne Rosenberg ihren unvergessenen Schlager. In Malta hörte man da genauer hin.

Mir stellt sich die Frage, ob man sich mit so einem Kennzeichen, die Kontrolle der Fahrzeugpapiere erspart oder das Auto auf überfüllten Parkplätzen schneller gefunden wird. Vielleicht wünscht sich die Fahrerin aber auch nur unkomplizierte Flirts im Stau, von denen es häufiger mal welche gibt (also Staus!).

Ein Hingucker ist es allemal und wenn der Zündschlüssel gedreht wird, raunen sich Eingeweihte rund um Valletta zu: Sie will Spaß, sie will Spaß, Svetlana gibt Gas, gibt Gas.

Mittwoch, 19. März 2014

Völlerei und Böllerei


Wenn mitten in der Woche die Straßen so leer wie am Sonntag sind, fragt man sich unweigerlich, was denn los ist. In Malta hilft da auch immer ein Blick in den Kalender sämtlicher Feiertage des Jahres.
Und richtig, seitdem die Saison der feasts begonnen hat, gibt es ab jetzt immer irgendwas und irgendwo auf der Insel zu feiern.

Seit dem 9. März wurde bis heute in Mdina (der alten Hauptstadt Maltas) das St. Josephs feast - das Fest zu Ehren des heiligen Josefs - begangen: 10 Tage Party für alle Generationen. Rund um die Kirche hat man die kleinen Gassen aufgehübscht und bis zum letzten Tag steht man häufiger mal knöcheltief im Konfetti. Neben den Einheimischen sind vor allem auch viele Touristen dabei und sorgen für volle Busse, volle Kassen und volle Dixi-Klo's. Immer wieder zieht eine Blaskapelle um die Häuser. Kneipen und Kirchen haben Hochsaison und zwischendurch erhascht man kurze Einblicke in die Wohnungen und das Leben der Anwohner.
Festlich wie Weihnachten und voll wie die Loveparade (zu ihren besseren Zeiten)!

Zum Abschluss der einzelnen Tage und des ganzen Festes darf das obligatorische Feuerwerk nicht fehlen. Um das zu erleben (sehen, nicht nur hören) ist natürlich auch das timing wichtig. Wenn man sich im falschen Augenblick vorm Eingang der gefragtesten Kirche befindet, just in dem Augenblick wenn die Figur des Erlösers herausgetragen wird, gibt es viel Applaus, doch kein Vorwärtskommen mehr. Das kann dauern und an Flucht ist nicht zu denken.
Beim nächsten Mal also unbedingt Schnittchen mitnehmen.