Freitag, 24. Januar 2014

Meine Liebe Berlin


Kennst Du mich noch? Nachdem wir uns vor Monaten trennten, habe ich Dich dieser Tage noch einmal kurz und spontan besucht. Vor allem um unserer alten Zeiten willen.

Offen gesagt, war es wahrscheinlich gut sich zu trennen, wenn auch vorerst nur auf Probe. Wir beide haben ja eine sehr lange, teils schöne und oft auch sehr aufreibende Vergangenheit geteilt. Ich habe Dir meine besten Jahre geschenkt und Du hast sie gerne angenommen.
Doch wir sind beide älter geworden und haben uns verändert. Du hast Dich gesteigert und bist noch lauter, schriller und immer noch jedermanns Liebling, fehlst auf keiner Party. Du packst vieles an und lässt einiges stehen. Du hältst Dich für kreativ und kosmopolitisch, was Du auf Deine eigene Art sein kannst. Die meisten denken gerne und mit Begeisterung an Dich; inklusive Dir selbst. Du behauptest von Dir selbst, arm aber sexy sein und kokettierst damit, doch letztlich ist es auch nur eine Ausrede dafür, gierig und lüstern zu sein.
Das war für mich völlig in Ordnung und ich habe gerne dabei mitgemacht, auch wenn ich mich heute Frage, was wir damit erreicht haben. Vielleicht ist das alles aber auch gar nicht wichtig und wir könnten ewig so weiter machen, doch im Moment, brauche ich Abstand, zu Dir und der Energie, die Du einforderst.

In den letzten Tagen bin ich noch einmal auf Dich zugekommen, ohne triftigen Grund oder weiteres Interesse. Einfach so. Wir hatten uns lange nicht gesehen, doch Dein Empfang war unterkühlt, ja fast schon frostig. Du warst geschäftig wie immer und auch etwas benebelt. Das ist vermutlich das, was Dich und Deinen Charakter ausmacht, doch erst aus der Distanz ist es mir aufgefallen.

Ich habe jetzt eine Neue, sie heißt Malta, was Du vielleicht schon weißt, weil gemeinsame Freunde immer noch den Kontakt zwischen uns halten. Sie ist bei weitem nicht perfekt, doch ich mag sie, wahrscheinlich auch weil sie so anders ist. Es ist spannend mit Ihr und nicht immer einfach. Sie ist kleiner, streng katholisch und ziemlich nah am Wasser gebaut. Sie spricht mit Akzent und setzt selbige, wo man es nicht erwartet.
Kurzum, ich mag sie, obwohl ich nicht weiß, was das mit uns ist: echte Liebe? Für immer oder nur eine Affäre?

Wir kennen uns noch nicht lange und unser Zusammenleben scheint oft so viel einfacher. Mit ihr bin ich gelassener, ruhig und oft entspannt. Mit Dir war mein Leben Rock'n'Roll, jetzt ist es Klassik. Wir sahen zusammen Blockbuster und Castingshows, jetzt lese ich wieder Bücher und gehe spazieren. Du warst so Fastfood, doch ich will wieder mal eine Orange schälen.

Sei mir nicht böse und vergiss mich nicht, doch ich bleibe wohl noch eine Weile.

2 Kommentare:

  1. Hallo,
    noch eine Berlinerin auf Malta? :-)
    Habe mir eben dein Blog angesehen, echt schöne und interessante Beiträge, aber schade dass du bislang kaum Kommentare hast. Vielleicht liegt es an der etwas komplizierten Art hier zu kommentieren?

    Übrigens gibt es in Malta sehr wohl Rotkohl. In den größeren Supermärkten, wie z.B. Smart in Birkirkara, gibt es den oft, wenn auch nicht immer. Nur Klöße sucht man leider vergeblich.
    Wünsche dir viel Glück auf Malta.
    Gruß aus Qawra
    Tina

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  2. Hallo Tina,

    danke für Deinen Kommentar. Ich glaube auch, dass mancher durch das einloggen vom kommentieren abgehalten wird.

    Rotkohl haben wir mittlerweile auch entdeckt und sogar Sauerkraut, nicht nur in den Supermärkten, sondern teilweise auch beim kleinen Händler an der Ecke. Das einzige was den Klößen bisher am nächsten gekommen ist, waren die Dumblings vom Asia-Shop.

    Viele Grüße
    Sophie

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