Donnerstag, 9. Januar 2014

Strom abwärts

 
Eine (übernatürliche?) Kraft hat heute, am frühen Nachmittag für einen Stromausfall gesorgt, der sich bis nach Sonnenuntergang hinziehen sollte. Und das auf der gesamten Insel.
 
In vielen Bereichen hat man mit Notstromaggregaten vorgesorgt, da diese Ausfälle wohl gar nicht so selten sind. Doch in unserer Wohnung waren alle Lichter buchstäblich aus.
Es ist schon merkwürdig dass ein Land umgeben von Sonne und Wasser, die größten Probleme mit Energie und Trinkwasser hat. Einerseits hat man hier mehr als 300 Sonnentage pro Jahr, auf der anderen Seite dümpelt der Anteil der erneuerbaren Energien auf niedrigstem Niveau vor sich hin - trotz aller Ambitionen.
Die aktuelle Regierung hat sich viel vorgenommen, doch die Solarförderung rentiert sich nur für sehr kleine Anlagen. Die hohe Bevölkerungsdichte mit wenig freien Flächen und die Dächer als beliebte Terrassen und ihrer Funktion als Regenwassersammelstelle machen es schwer, Solarmodule im großen Stil zu errichten. Ökostrom gibt es also nur in kleinen Mengen und zuerst für die Selbstversorger, danach für die Allgemeinheit. Auch wenn man mit dem Potenzial infrastrukturelle Probleme, inkl. Meerwasserentsalzung, möglicherweise lösen könnte.
 
Doch so ein Stromausfall hat ja auch etwas sehr Idyllisches: Reden statt Radio, Sonne statt Lampen, Feuer statt Mikrowelle und echtes Leben statt virtuellem (das mit diesem Blog und funktionierender Stromversorgung trotzdem gepflegt wird). Unser ohnehin schon recht archaisches Lebensgefühl auf der Insel, wird durch solche Ereignisse somit noch bestätigt. Die Kerzen vom zurückliegenden Weihnachten konnten heute sinnvoll verwertet werden und man merkt, wie alltäglich der Zivilisationsluxus geworden ist - und dass es notfalls, zumindest vorübergehend, auch mal ohne geht. Wenn irgendwann einmal nur noch Autos mit Elektromotor unterwegs sein sollten, hätten man in solchen Situationen sogar den Straßenverkehr beruhigt.
 
Bei den aktuellen Diskussionen über Netzausbau und Netzstabilität in Deutschland, muss das vielleicht gar keine typisch maltesische Erfahrung gewesen sein...

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