Samstag, 12. April 2014

Maltesische Demokratische Republik (MDR) ?


Woran muss man unweigerlich denken, wenn von einem kleinen Land inmitten Europas die Rede ist? Ein Land dass im weltpolitischen Geschehen keine besonders große Rolle spielt, dessen Bewohner mehr oder weniger auf dieses Land festgelegt sind/waren, weil es rundherum von einer unüberwindbaren Grenze umgeben ist.

Als die Mauer in Berlin fiel, waren wir noch relativ jung und haben vom Alltag in der DDR vor allem das mitbekommen, was für ein Kleinkind und einen angehenden Teenager dort relevant war. Das hatte weniger mit den politischen Repressalien zu tun, sondern viel mehr mit einem ganz subjektiven Lebensgefühl und einer Umwelt, die langsam immer stärker begriffen, beobachtet und vielleicht sogar hinterfragt wurde.

Malta ruft dahingehend etwas wach und nicht nur die eingangs erwähnten Ähnlichkeiten. Neben all dem, was von Staats wegen vorgegeben ist, existiert eine private Parallelwirtschaft. Hier - und das mag vermutlich ebenfalls an der Knappheit bestimmter Dinge liegen bzw. an dem hohen Beschaffungsaufwand - gibt es eine spürbare Wertschätzung, für das vermeintlich Alltägliche. Was vorhanden ist, wird lieber aufgehoben und als Provisorium verwendet, anstatt sich den Luxus des Wegwerfens zu gestatten. Wer weiß, wozu es noch gut sein kann. Vieles wird pragmatisch statt ideal gelöst. Das Ergebnis zählt und Material ist rar und Import fast immer nötig und damit teuer.

Es ist das Malta hinter den Touristenzentren von Sliema, Paceville oder San Julians. Abseits der großen Hotels, wo man sich so durchmauschelt um seinen Platz im Leben zu suchen und zu verteidigen ist auch Selbstversorgung und Tausch in der Nachbarschaft angesagt. Handwerk ist nicht nur Hobby, weil Reparaturen naheliegender sind als Neukauf. In den Regalen kleiner Läden, gibt es profan etikettierte Marmelade im angestaubten Glas. An den alten Autos in der Garage wird jahrzehntelang geschraubt um das Vorhandene länger nutzen zu können und dessen Wert zu erhalten. Die Schlaglöcher sind legendär. Die Kohlsorten aus dem heimischen Anbau sind so ungeplant Bio und verweisen noch im "Konsum" an der Ecke auf ihre erdige Patina.

Wo es mit Industrie und Bodenschätzen nicht weit her ist, besinnt man sich auf andere Qualitäten. Eine umfassende, kostenlose medizinische Versorgung, ein hoher Anspruch an die schulische und universitäre Ausbildung und die Qualität der Kinderbetreuung haben einen sehr viel stärken Stellenwert, als man es aus dem entwickelten Westen noch gewöhnt war und wirken wie eine Entschuldigung von Staats wegen für all die vorhandenen Defizite.

Eine Insel der Glücksseeligkeit in ähnlicher Form und anderer Erscheinung: die deutsche maltesische demokratische Republik!

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