Man
hasst Malta oder man liebt Malta, so sagt man über diese Insel. Nun
ist hassen ein sehr starkes Wort, aber mit Liebe möchte ich meine
Gefühle zu meinem vorübergehenden maltesischen Leben nun auch nicht
beschreiben. Es war nicht die alles erfüllende große Leidenschaft,
sondern eher eine kurze, heftige Affäre mit Höhen und Tiefen. Wir
haben uns immer wieder in den Haaren gehabt und zwischendurch
versöhnt - schöne und schlechte Zeiten miteinander verbracht.
Malta
hat es mir von Anfang an nicht leicht gemacht, es zu mögen. Vor allem
das Wetter war sehr gewöhnungsbedürftig. Wir kamen dort Anfang
Oktober an und durften noch bis weit in den November(!) hinein kurze
Hosen und Kleider tragen. Was schön klingt, ist aber auf einer baum-
und damit schattenfreien Insel eine Herausforderung. Trotzdem kommt
es einem zu Beginn des Aufenthaltes, im Vergleich zum kühlen Berlin,
natürlich wie ein Segen vor, mit einem Mal an einem winterwarmen Ort
zu leben.
Tja,
aber wir wurden recht schnell eines Besseren belehrt, denn der
richtige Winter sollte mit voller Kraft zuschlagen. Mit viel Regen,
anhaltender Feuchtigkeit und komplett unbeheizten Wohnungen sind
auch eigentlich milde 15 Grad kaum auszuhalten. Zu meiner
Grundausstattung gehörten plötzlich dicke Fleecejacken, Wollsocken
und lange Unterhosen - und zwar den ganzen Tag und manchmal auch
nachts.
Fluchend
habe ich versucht Wäsche in einer klammen Wohnung zu trocknen. Das
dauerte meistens drei Tage und wenn man Pech hatte, dann war sie
hinterher mufflig und man durfte sie nochmal waschen. Bis heute ist
mir nicht klar, warum es Nordeuropäer zum Überwintern auf diese
Insel zieht.
Malta
und ich hatten aber, wie gesagt, auch schöne Zeiten zusammen.
Während zahlreicher Ausflüge sollte ich meine neue Heimat viel
besser kennenlernen. So karg häufig die Inselvegetation im
allgemeinen ist, um so üppiger können angelegte Park- und
Schlossanlagen sein. San Anton Garden beispielsweise ist ein
wunderschöner Garten aus dem 17. Jahrhundert, der viele tropische
Pflanzen und Blumen beherbergt. Und auch das Palazzo selber besticht
mit seiner schlichten Schönheit. Ein Ort zum Hineinträumen in eine
andere Zeit.
Das
Hier und Jetzt kann im Ausland natürlich immer etwas schwierig sein.
Auch auf Malta hat man sich mit Problemen konfrontiert gesehen, die
es zu lösen galt. Ein kleineres ist die vielbesprochene
Schwarzbrotknappheit, die wir Deutschen nicht gut ertragen. Außer
eingeschweißtem Pumpernickel war auch auf Malta nicht viel zu holen.
Also blieb nur selber backen, was mir als nicht ausgebildete Bäckerin
nicht immer gelang (oder schmeckte).
Das
maltesische Essen im Allgemeinen ist ebenso gewöhnungsbedürftig, da
es häufig sehr fettig und/oder recht Fast-Food-lastig ist. Viel
Frittiertes, Gebackenes und recht wenig Gemüse machen die meisten
Gerichte aus. Dabei ist der kulinarische Einschlag bunt gemischt.
Insgesamt
waren es viele Kleinigkeiten, die Malta und mich auseinander
getrieben und nicht in einer dauerhaften Beziehung zusammengebracht
haben. Es war durchaus eine interessante Zeit, die mich aber
ehrlicherweise auch immer wieder an den Rand der Verzweiflung
getrieben hat. Mit der Schludrigkeit des Südens - oder beschönigend
laissez fair genannt - kann ich auf Dauer nichts anfangen (zu spät
oder gar nicht fahrende Busse sind dabei nur als eines zu nennen).
Was andere mit Entspannung genießen, regt mich auf. Wir wären
zusammen nicht glücklich geworden und deshalb: „Danke Malta für
die gemeinsame Zeit. Aber auch für die Erkenntnis, dass man das
Glück nicht immer weit weg suchen muss.“
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