Freitag, 23. Mai 2014

Das Beste kommt zum Bus



Eigentlich gibt es Sie gar nicht mehr, doch hin und wieder erwischt man einen von Ihnen. Gemeint sind die ehemals so typischen Busse. Nur noch selten erwischt man mal einen, da mittlerweile alle ersetzt wurden. Die seit den 50'ern eingeführten Fahrzeuge der britischen Hersteller Bedford, Thames und vor allem Leyland, taugen heute vor allem noch als Fotomotiv. Es gibt Enthusiasten, die sich eine Nostalgiefahrt antun und dafür auf jedes gewohnte Maß an Komfort verzichten wollen. Ein anderes Exemplar steht fast jeden Tag am Sliema Ferryport und ist ein Souvenirladen. Und dann - im Dezember - sieht man häufiger ganze Abschlussklassen trillerpfeifend und gröhlend in solch einem Gefährt über die Insel fahren, da man stilecht feiern möchte.

Auch wenn die heutigen Abgasregeln völlig zu Recht für das Ende der Busse sorgen, gibt es immer ein kleines Ahh und Ohh, anerkennende Blicke und verrenkte Hälse wenn sich einer dieser Oldtimer nähert bzw wieder verschwindet. Und dabei liegen die letzten Einsätze im Linienverkehr gar nicht mal so lange zurück.

Seit Beginn diesen Jahres ist das maltesische Bussystem - mit modernen Bussen - in den Händen eines neuen Betreibers. Die legendär geächtete Firma Arriva ist nun außen vor und es hat sich tatsächlich etwas getan. Für uns am deutlichsten spürbar ist vor allem die Gleichbehandlung aller Fahrgäste in Sachen Tarife. Wurde zuvor noch unterschieden zwischen Einheimischen (günstig) und Fremden (teuer), so zahlen jetzt alle den gleichen - günstigen - Fahrpreis.
Die einfache Fahrt kostet 1,30€ und für 20 Cent mehr, kann man den ganzen Tag fahren, ausgenommen die Nachtbusse nach 22 Uhr. Wochen- und Monatskarte sind dann ähnlich günstig zu haben.

Oft und gerne wird über die Zuverlässigkeit des Busfahrens hier - auch von uns - gelästert. Gab es anfangs ungläubiges Kopfschütteln über eigenmächtiges Abändern der Fahrtstrecke oder die sehr individuelle Auslegung, was Haltestelle sein kann, so habe ich mit der Zeit das "System" besser kennen und schätzen gelernt. Diverse Eigenmächtigkeiten sind positiv formuliert, ein Ausdruck unschätzbarer Flexibilität, um Fahrgäste Ihrem Ziel so nahe wie möglich zu bringen. Als man einmal vergaß, an unserer Haltestelle anzuhalten, wurden wir dennoch wenig später zu unserer Wohnung gebracht, weil der Fahrer die Route so modifizierte, dass wir nur wenig abseits unseres gewünschten Zieles ankamen. Dem stark verzweigten Straßennetz gebührt dafür ebenfalls Dank.

Natürlich ist Pünktlichkeit immer noch ein Thema, aber je maltesischer man wird und sich integriert, desto näher kommt man dem Ideal des landeseigenen Zeitmanagements "better late than never" (lieber spät, als nie). Kommt ein Bus nicht pünktlich ist das kein Warten, sondern Gelegenheit zur Muße.

Doch unser Bus fährt schon bald!

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