Sonntag, 25. Mai 2014

Vor der Kruste Maltas


Heute ist Wahl! Was allgemein bekannt sein dürfte, musste ich mir erst wieder in Erinnerung rufen. Ein Auto Korso nach dem anderen ließ mich zunächst vermuten, dass es ein wichtiges Fußballspiel gab. Erst bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass neben dem Dauerhupen, die Fahnen der Parteien (auch eine Art Verein) im Fahrtwind flatterten.

Angeregt durch die Beobachtung des Taumels patriotischer Euphorie, kam ich wieder auf die These, dass zubereitete Nahrung als Teil des kulturellen (Er-) Lebens natürlich die kreierende - und konsumierende - Nation repräsentiert.

Ftira muss demnach die essbare Verkörperung Maltas sein, den Ftira ist nicht nur ein schnödes Sandwich, sondern steht für alles was diesen Mittelmeerfelsen ausmacht. Bis hin zum Verzicht auf überflüssige Vokale in dem meisten maltesischen Wörtern.

Dem Ftira nähert man sich so, wie man sich dem Land nähert - mit Blick von oben und in Erwartung einer homogenen Oberfläche ohne irgendwelche Überraschungen dazwischen. Doch Mut und Neugier ins Innere vorzudringen werden belohnt. Unterhalb der vermeintlichen Härte und Langeweile offenbart sich, wofür Malta bekannt und vielleicht sogar beliebt ist.
Etliche Tomaten steuern Ihr Mark bei, um im Zusammenspiel mit fluffigem Weizenbrot den rot-weißen Kontrast der Landesflagge wiederzugeben. Wer die Läden hier kennt, weiß von dem riesigen Angebot verschiedenster Tomatensoßen. Wenige Regalmeter daneben gibt es Thunfisch in allen Varianten und auch jener findet sich im Ftira an. Thunfische werden von den Fischern des Landes auf ihren Beutezügen gefangen oder in Farmen gezüchtet. Die Olivenbäume und auch die Zwiebeln, ganz weiß und sehr mild, runden das oral-patriotische Erlebnis ab.

Is(s)t man mit Land und Ftira durch, legt sich dem LandvermEsser ein seelig-saturiertes Lächeln ins Gesicht. Nachschlag erwünscht!

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